Präzisionsarbeit durch die Kaufmann AG

In millimetergenauer Arbeit ist der sich absenkende Steinbach-Viadukt während einer Woche durch die KAUFMANN AG saniert worden. An drei Jochträgern wurde die Fahrbahnplatte angehoben; an einer Stelle wurde sie gesenkt. Die Arbeiten konnten termingerecht erledigt werden, sodass die 412 Meter lange Brücke wieder einsatzbereit ist.

Nasses und kaltes Wetter hat die Dreier-Equipe der Firma KAUFMANN AG aus Goldau im Einsiedler Sihltal empfangen. Regen und Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt liessen die Arbeiten am, oder besser gesagt: unter dem Steinbach-Viadukt nicht eben angenehmer werden. Am Montag zum Beispiel habe der Wind dermassen stark geblasen, dass die Gischt des Sihlseewassers selbst über die rund drei Meter über dem Seespiegel liegenden Gerüste getrieben wurde. "Bachnass" sei man geworden.

Zu schwere Fahrzeuge auf der Brücke
Die Qualität der Arbeit wurde dadurch aber nicht beeinträchtigt. Das Anheben einer Brücke ist in der Schweiz zwar nichts aussergewöhnliches, doch für den Steinbach-Viadukt immerhin eine Premiere und für die Arbeiter "eine interessante Aufgabe", wie Lorenz Kaufmann meinte. Dabei galt es, die Fahrspur der sich senkenden Brücke (EA vom 15. Juni) zu nivellieren. An drei Trägern erforderte das Absenken ein Eingreifen.

Dazu kurz ein Wort zum Aufbau des Steinbach-Viaduktes: Die Fahrbahn ruht auf Jochen, welche in regelmässigen Abständen von 20 oder 25 Metern angeordnet sind. Diese Stahlkonstruktionen stehen wiederum auf zwei pyramidenförmig gerammten Pfahlgruppen. Die verwendeten Holzpfähle haben eine Länge von bis zu 28 Metern. Sie wurden in einen aus Torf und Seeschlamm bestehenden Untergrund gerammt, der eine nur geringe Tragfähigkeit aufweist. Trotz der Gewichtslimite von 46 Tonnen fahren immer wieder schwerere Fahrzeuge über den Viadukt, was gemäss Etzelwerk AG zu den erwähnten Absenkungen geführt hat.

Kleine Presse - grosse Wirkung: Eine Spezialität der KAUFMANN AG
Da die Fahrbahnplatte mit den Jochträgern nur verschraubt ist, ermöglicht dies eine problemlose Trennung: das Joch bleibt unverändert, die Fahrbahn kann angehoben werden. Verwendet wurde dazu eine Hydraulik-Presse mit zwei Zylindern, von denen jeder einem Druck von maximal 100 Tonnen zu wiederstehen vermag. DIese Obegrenze musste beim Steinbach-Viadukt nicht ganz ausgereizt werden, aber 60 bis 70 Tonnen hatten die beiden Zylinder dennoch zu drücken.

An zwei Trägern wurde die Fahrbahnplatte um 35 Millimeter angehoben, an einem Träger gar um 65! Während der eine Arbeiter die Hydraulikpresse (manuell!) bediente, kontrollierten seine beiden Kollegen die vertikalen Verschiebungen, damit der Oberbau ja nicht in Schräglage geriet. Auf den Millimeter genau konnte so das gewünschte Niveau angesteuert werden. Um eine Überhöhung abzubauen, musste an einer Stelle die Fahrbahn um 20 Millimeter gesenkt werden. Dies war dank den zwischen Joch und Fahrbahn bereits eingebauten Stahlplatten kein Problem: Statt - wie beim Anheben - solche Platten in der gewünschten Höhe zu stapeln, werden sie einfach entfernt.

Trotz phasenweise schlechtem Wetter konnten die Arbeiten termingerecht erledigt werden. Nach einer Abnahme durch einen spezialisierten Geometer sowie einer Schlussbegehung von Arbeitgeber und der KAUFMANN AG wurde der Steinbach-Viadukt im verlaufe des gestrigen Nachmittags dem Verkehr übergeben.

Einsiedler Anzeiger - Ausgabe Nummer 49, 25. Juni 1999



Steinbach-Viadukt
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Das Steinbach-Viadukt

Ansicht des Steinbach-Viaduktes
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Schematische Ansicht des Steinbach-Viaduktes

Längsschnitt des Steinbach-Viaduktes
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Längsschnitt des Steinbach-Viaduktes